Re-Use in Österreich – eine Erfolgsgeschichte?
Text: Robert Schütz
In Österreich haben allein die 28 RepaNet-Mitglieder mit ihren
Re-Use-Aktivitäten die Gesamtemissionen ihrer Wirtschaft um
knapp 75.000 Tonnen CO2-Äquivalente reduziert. Gleichzeitig
wurden 2017 fast 2.000 neue Arbeitsplätze geschafften. Dieser
Fortschritt wurde selbst von der EEA honoriert. Das klingt nach
einer echten Erfolgsgeschichte.
Der Mitbegründer und Vorsitzende von RepaNet, Sepp Eisenriegler, dankt im Vorwort des eigenen Tätigkeitsberichts 2017 allen, die Re-Use zu einer international wahrgenommenen Erfolgsstory gemacht haben, wie er es nennt. Gleichzeitig betont er: „Ich freue mich auf die weitere gemeinsame Arbeit für mehr Jobs durch weniger Ressourcenverbrauch!“ Immerhin: Die Einsparung durch Re-Use-Aktivitäten entspricht etwa dem Jahresverbrauch von 29.000 Tonnen Pkws. Ein Ergebnis, das beeindruckt. Der Dachverband RepaNet ging 2004 aus einem EU-Förderprojekt zu Verbreitung der Idee von regionalen Reparaturnetzwerken hervor. Er gilt, nach eigenen Angaben, in Österreich als Themenführer bei Re-Use und Reparatur und ist auch in anderen europäischen Ländern anerkannt. RepaNet ist die freiwillige Interessenvertretung der sozialwirtschaftlich ausgerichteten Re-Use-Betriebe sowie der Reparaturnetzwerke und Reparaturinitiativen (zum Beispiel Reparaturcafés), Themenführer für Re-Use in Österreich und maßgeblicher Player in der aktuellen Kreislaufwirtschaftsdebatte
mit starkem Fokus auf intelligenter, fairer Rohstoffnutzung durch Verlängerung der Produktlebensdauer, Schaffung fairer Arbeitsplätze in diesem Sektor und Einbindung der Zivilgesellschaft in die Kreislaufwirtschaftsdebatte.
Re-Use schlägt Recycling
Wenn es in der Kreislaufwirtschaft um Ressourceneffizienz geht, schlägt Re-Use Recycling allemal, heißt es in einer vorliegenden Aussendung von RepaNet. Die Begründung: Beim Recycling entstehen aus verarbeiteten Produkten sogenannte Sekundärrohstoffe, die in der Regel nicht die gleiche Qualität haben wie Primärrohstoffe. Beim Re-Use dagegen wird das ganze Produkt wiederverwendet. Die Vorteile: Die einzelnen Rohstoffe, die in einem Produkt eingearbeitet sind, müssen nicht wiedergetrennt werden, was oft schwierig bis unmöglich ist, und es müssen keine Energie und Primärressourcen für ein neues Produkt verschwendet werden. RepaNet-Geschäftsführer Matthias Neitsch dazu: „Re-Use schafft ein Vielfaches der Arbeitsplätze und spart ein Vielfaches an Ressourcen gegenüber Recycling. Trotzdem wird derzeit noch immer Recycling am meisten gefördert, finanziert und unterstützt, während Re-Use überall benachteiligt wird. Mit Re-Use gewinnen Menschen und die Umwelt, das scheint die Wirtschaft wenig zu interessieren …“ RepaNet fordert daher stärkere finanzielle Unterstützung von Re-Use durch Hersteller und Staat.
Nachfrage gestiegen
Für RepaNet-Mitglieder steht vor allem ihre soziale und ökologische Verantwortung im Vordergrund. Die 2018 erschienene RepaNet-Re-Use-Markterhebung 2017 dokumentiert den Beitrag der RepaNet-Mitgliedsorganisationen zur Abfallvermeidung, Stärkung der Kreislaufwirtschaft und regionalen Jobschaffung: An den 148 Standorten bewegten sie rund 24.400 Tonnen Abfälle, davon über 13.000 Tonnen Altkleider. Im Vergleich zu 2016 ist die Menge der gesammelten Textilien sogar leicht gestiegen, bei den anderen Gütern ist sie in etwa gleichgeblieben. Die Sammelmengen stammten aus 1.900 Altkleidercontainern, Sachspendenannahmen in über 100 Annahmestellen, Abholung aus 140 kommunalen Altstoffsammelzentren und 7.500 direkten Abholungen aus privaten Haushalten und gewerblichen Stellen. Die Nachfrage nach den Re-Use-Produkten im Inland ist zeitgleich gestiegen. In 106 Re-Use-Shops wurden rund 5.150 Tonnen Re-Use-Produkte an etwa 1,6 Millionen Kunden verkauft und darüber hinaus weitere 190 Tonnen an bedürftige Menschen ab- und 340 Tonnen an inländische Händler weitergegeben. Rechnet man den Re-Use-Anteil der exportierten Altkleider dazu, bewahren die RepaNet-Mitglieder insgesamt 10.700 Tonnen an brauchbaren Gütern vor der Zerstörung durch Recycling oder Verbrennung. Damit sparten die RepaNet-Mitglieder im Jahr 2017 knapp 75.000 Tonnen CO2-Äquivalente ein, was etwa dem Gegenwert des Jahresverbrauchs von etwa 29.000 Pkws entspricht.
Gutes Networking und kurze Wege
Der Geschäftsführer von RepaNet Matthias Neitsch erklärt den Erfolg in Österreich mit den Worten: „Erfolgsfaktor bei uns ist ein gutes Networking mit allen Stakeholdern und auch auf der EU-Ebene. So können für viele Fragestellungen immer wieder gute Lösungen gefunden werden, die dann breit umgesetzt werden. Da ist ein kleines Land wie Österreich, wo sich die relevanten Stakeholder kennen und laufend persönlich treffen, natürlich ein Strukturvorteil gegenüber größeren Ländern wie Deutschland, wo Diskussionsprozesse viel schwerfälliger sind.“ RepaNet bemüht sich zudem um die Einbringung von Re-Use und Reparaturthematiken in politische Entscheidungsprozesse. Hierzu gehören: Das EU-Abfallwirtschaftspaket und der österreichische Bundesabfallwirtschaftsplan 2017, die Teilnahme an gemeinsamen Aktionen und Kampagnen, wie die Mitgliedschaft in SDG Watch Austria, die Teilnahme an der Kampagne der österreichischen Abfallwirtschaft „Rund geht’s!“, und das Durchführen von Projekten, die zum überwiegenden Teil von RepaNet gemeinsam mit Partnerorganisationen und teilweise im Auftrag des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT) durchgeführt wurden.
Auch EEA lobt Österreich
Neitsch betont zunächst auch die große Zukunftsherausforderung indem er sagt, dass der Löwenanteil der Re-Use-Aktivitäten aktuell von sozialwirtschaftlichen Unternehmen geschultert wird, die in diesem Geschäftsfeld ihre Kernaufgabe der Arbeitsmarktintegration von benachteiligten Menschen erfüllen. Dennoch kann man das Ergebnis zum Vorbild nehmen. Ähnlich sieht das die europäische Umweltagentur (EEA, European Environment Agency), die in regelmäßigen Abständen die Umsetzung von abfallvermeidenden Maßnahmen in den Mitgliedstaaten untersucht. In dem Bericht von 2018 liegt das Augenmerk auf Re-Use und wie dieses in den nationalen Abfallvermeidungsprogrammen implementiert wird.
Hierin heißt es sinngemäß: Viele Länder haben Netzwerke etabliert, die dem Verbraucher ein qualitativ hochwertiges Angebot an Secondhand-Produkten anbieten. Österreich nimmt hier eine führende Rolle ein.
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Robert Schütz, freier Journalist